Hey, ich bin Marcel! Musikfan, freiberuflicher Mediendesigner und großer Befürworter eines unabhängigen und nicht ganz so ortsgebundenen Lebensstils.
Nach vielen Jahren im Agenturalltag, eingeengt von festen Arbeitszeiten und der Illusion Freiheit durch Gleitzeit, habe ich die Chance ergriffen und mich selbstständig gemacht.
Auf den ersten erfüllten Traum folgte dann nach kurzer Zeit die Verwirklichung des Nächsten: Einen Oldtimer kaufen, ihn restaurieren und fahren. Fahren, fahren, fahren. In Deutschland, über Landesgrenzen und durch Europa.
Und da soll die Geschichte bei Weitem nicht enden. Die Idee, ortsunabhängig von überall in Europa zu arbeiten reift nun schon seit längerer Zeit und ist mein nächster Traum den ich mir erfüllen möchte und an dem ich andere teilhaben lassen möchte. Zur Inspiration, zur Hilfe oder einfach zur Unterhaltung.
Wie alles begann
Es war vor 6 Jahren, an einem eigentlich ganz normalen Arbeitstag in der Vorweihnachtszeit, als sich beim Anblick der zum vierten Mal geleerten Kaffeetasse vor dem Monitor, der seit Tagen brodelnde Unmut in meinen Gedanken Überhand nahm. Ich fühlte mich gar nicht so unwohl in der Agentur. Gemeinsam im Team geile Projekte realisieren, klar mal nachts und am Wochenende arbeiten, auf den Launch anstoßen und feiern. Zwischen dem ganzen Stress einfach mal 10 Minuten den ferngesteuerten Helikopter durch die Agentur fliegen lassen... Das alles gab mir das Gefühl "am Puls" zu sein.
Aber nach dem Launch ist vor dem Launch, und so kreisten meine Gedanken in den Leerlaufphasen vorm Monitor immer wieder um diese eine Sache: Du arbeitest von 9 - 18 Uhr, manchmal mehr, manchmal weniger, klickst dich durch Youtube, arbeitest wieder ein bisschen. Ich schaue nach rechts auf den Monitor: Was spielt der Kollege dort versteckt unter dem Browserfenster? Farmville? Minecraft? Keine Ahnung... Du bist quasi gezwungen 9 Stunden auf der Arbeit zu verbringen, egal ob du deine Arbeit in 4 Stunden erledigst oder in 6.
Habe ich meinen Chefs gegenüber wirklich eine so große Verpflichtung als wäre ich unersetzlich?
Auf einmal merkte ich, wie meine eigene Lebenszeit, das Wichtigste für mich überhaupt, mit jedem Werktag in der Agentur zu einem Großteil einfach an mir vorüberzog. Wenn die Arbeit erledigt war lenkte ich mich ab, bis es neue Arbeit gab... es ging ja nicht anders denn: Anwesenheit von 9 - 18 Uhr.
Klar arbeitete ich in dem Bereich der mir Spaß machte und viele kennen es vielleicht: Das Agentur-Prestige geht auch gern mal runter wie Butter wenn man sich neuen Leuten vorstellt oder von seiner Arbeit erzählt.
Aber mit jedem Tag malte ich mir aus, dass wenn ich auch nur von vormittags bis mittags arbeiten würde, ich meine Arbeit genau so gut erledigen könnte wie im Rahmen der Anwesenheitspflicht. Und ich hätte endlich Zeit für mein Leben.
Ich vermute dass es jeder kennt. Wenn man spürt, dass sich die eigenen Gedanken seit Wochen oder vielleicht Monaten immer wieder um eine bestimmte Sache drehen, muss man sich eingestehen, dass dort etwas wächst, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Ob angenehm oder nicht.
Also nahm ich mir Zeit. Und es ist schon zu so einer Art Ritual geworden. In der Weihnachtszeit nehme ich mir Zeit um ein Resümee für mich selbst zu ziehen, ob ich mich noch auf dem richtigen Weg befinde oder meinen Kurs irgendwie optimieren muss. Und da erkennt man meist schon, ob Sand im Getriebe ist, irgendwo etwas unrund läuft oder unterbewusst schon eine Entscheidung getroffen wurde (z.B. sich auf einmal sicher sein, dass man nicht mehr für seinen aktuellen Arbeitgeber schufften möchte).
So wie die "strukturierte Arbeitswelt" vielleicht für einen gewissen Abschnitt im Leben durchaus ein berechtigtes Dasein pflegt, muss es unter anderen Bedingungen doch eine individuellere, bessere Lösung geben. Meine Lösung. Und diese fand ich darin meinen Job zu kündigen und mich selbstständig zu machen.
Sounds easy? War es nicht wirklich. Und das, obwohl vom Anfang der Selbstständigkeit an das Einkommen nie ein Problem war. Aber das ist tatsächlich eine längere Geschichte 😉
2019 - Das nächste Level erreichen
Viele Reisen habe ich mit dem 6er unternommen, anfangs nur ein langes Wochenende, später eine Woche, dann mehrere Wochen. Manchmal zelten, manchmal Ferienhaus und meistens beides in Kombination. Trotzdem war ich noch nicht ganz unabhängig in meiner Ortswahl. Vieles musste noch von zu Hause aus geplant werden und irgendwie war die Zeit fürs Unterwegssein immer begrenzt bzw. mit dem Gedanken "nach Hause zu kommen um seinen Scheiss zu regeln" belastet.
Also was tun? Autarkes Reisen benötigt dann doch ein größeres Reisegefährt als ein Coupé. Aber einen Bulli fahren? Das ist auch nicht das, was zu mir passt. 4x4 musste es also sein mit Dachzelt und Klimaanlage für die Doggos. Aber bitte nichts neues!
Es dauert seitdem gute 2 Jahre bis ich dann einen Geländewagen fand, der für mich den perfekten Retrofaktor mit Zuverlässigkeit kombinierte: Der Toyota 4Runner.
Untervermietung während des Reisens
Meine Wohnung habe ich zwar nicht aufgegeben, aber stattdessen habe ich für mich eine passendere Lösung gefunden: Untervermietung. Ich konnte damit meinen Wohnsitz für die Post und eine Rückkehr-Sicherheit perfekt kombinieren und auf der anderen Seite habe ich es auch immer schon sehr genossen Gastgeber zu sein. Eine Win-Win-Situation also durch und durch.
Wobei die erste Vermietung an ein italienisches Schauspieler-Pärchen, während ich in Spanien war, auch etwas vollkommenes Neues und Aufregendes war. Viele Sorgen vorab waren unbegründet, manche Kleinigkeiten jedoch hatte ich einfach nicht berücksichtigt. Aber mit jeder Vermietung ist man etwas besser vorbereitet und es hat sich jedesmal gezeigt, dass man sich einfach zu viele Gedanken macht während die Gäste einfach nur begeistert und zufrieden sind.
Aus der Untervermietung hat sich dann allerdings auch plötzlich eine ganz neue Situation ergeben: Kam eine Buchungsanfrage rein für einen Zeitraum, in dem ich eigentlich zuhause war, entschloss ich mich fortan spontan zu verreisen oder Familie und Freunde zu besuchen.
2020 - Mein Traum vom ortsunabhängigen Arbeiten
Er wandelt sich. Immer wieder. Oder besser gesagt, es filtert sich mit der Zeit immer mehr heraus, was einem selbst dabei wichtig ist. Allen voran war es aber notwendig, einfach anzufangen und ab da an den vielen kleinen Schrauben zu drehen.
Vor 5 Jahren hätte ich pauschal gesagt, dass es unmöglich ist meine Projekte von irgendwo unterwegs zu regeln. Die Vorstellung vom Laptop auf den Knien auf einem Campingplatz war mehr Irsinn als romantisches Dasein eines Digitalen Nomadens. Von mangelnden Steckdosen und schlechtem Internet mal ganz zu schweigen. Und ja, die Realität sieht auch tatsächlich häufig so aus. Wer allerdings mal bei 36 Grad irgendwo im Nirgendwo, tausende Kilometer weg von zuhause am Straßenrand gestanden ist ohne zu wissen wo es hingehen soll und auch einfach keinen Bock mehr auf alles hatte, der wird sicherlich gelernt haben, wie einen seine Umwelt zwingen kann selbst einen Gang runter zu schalten.
Für mich hat es dazu geführt, meine Trips aufzulockern bzw. mit verschiedenen Unterkünften zu kombinieren. Auf den 8000km durch Spanien zum Beispiel war es genau diese Mischung, durch die meine Kunden teilweise nicht mal mitbekamen, dass ich mich überhaupt nicht in Deutschland befand. Die Arbeit wurde nämlich einfach so oder so fertig und ich war mit nicht viel Latenz erreichbar.
Die ersten Tage in der Schweiz und in Frankreich habe ich auf wunderschönen kleinen Campingplätzen verbracht, teilweise mit frischem Gemüse vom Bauern. Über die Woche kamen jedoch immer wieder ein paar E-Mails rein. Zwar nicht dringend aber sie häuften sich. Also buchte ich ein Hotelzimmer in Andorra und konnte mit stabilem Internet genauso arbeiten wie von Zuhause. Und vermutlich sogar etwas effizienter ohne ständig Zeit mit dem Smartphone zu vertrödeln denn: Die Arbeitszeit war ein wichtiges Zeitfenster, das sich mit dem Auschecken auch wieder schloss. Von dort ging es dann durch die Pyrenäen und an der Ostküste per Camping weiter Richtung Süden, wo ich mir dann für 5 Tage ein schönes Ferienhaus nahm um ein paar Tage am Stück meine Sachen abzuarbeiten. Von morgens bis mittags arbeiten, zwischendurch in den Pool und abends zum Essen gehen in die Stadt. So ging es die nächsten Wochen weiter. Der Trip war aufgelockert, mein Macbook niemals leer und auch nicht meine Autobatterie. Kleinigkeiten konnte ich aus dem Campingstuhl erledigen und sogar einen Neukunden konnte ich während einer Skype-Konferenz aus dem Geländewagen unter Olivenbaumfeld an Land ziehen.
Alles also machbar von unterwegs, man muss zwar etwas ausprobieren und vieles wird erstmal unrund laufen aber mir gibt es immer Motivtation daran zu denken, dass es andere Leute auch "einfach machen" 🙂
2021 - Eine neue Mitfahrerin krabbelt in den Hilux
Wenn zwei Selbstständige und zwei Hunde im Geländewagen nicht reichen, muss eine weitere Herausforderung her: Seit Mai 2021 begleitet mich Mathilda und passt auf, dass Mama und Papa bloß nicht zu viel arbeiten unterwegs!
Mit 13 bereisten Ländern in ihren ersten zwei Lebensjahren und der Vergrößerung unseres Geschäfts von unterwegs, wurde sie direkt hineingeboren ins Nomaden-Leben. Die ersten Nächte im Dachzelt waren für sie natürlich so unfassbar überwältigend, dass an Schlaf nicht zu denken war.
Auch wenn es eine schöne Zeit war, stellte uns nicht nur eine ordentliche Lebensmittelvergiftung meinerseits in Sarajevo sondern auch die zunehmende Problematik zwischen unseren Hunden und freilebender Straßenhunde in Bosnien, Montenegro und Albanien vor ein paar Probleme.
Also entschieden wir uns im Herbst '22 dazu, ohne jemals auf der Insel gewesen zu sein, auf Mallorca in einer Finca zu überwintern und parallel einen Wohnaufbau für den Hilux in Deutschland in Auftrag zu geben.
2023 - Ein Jahr in Spanien und warten auf die Wohnkabine
Nach unserer Überwinterung auf Mallorca war es erstmal Zeit, sich um Papierkram in Deutschland zu kümmern. Und natürlich, sich Konzepte für eine Wohnkabine bei deutschen Herstellern vor Ort anzuschauen.
Denn nach Besichtigungen von 4x4 Sprinter und 310D Feuerwehr waren wir uns absolut sicher, dass wir nicht auf einen Kastenwagen wechseln wollen würden.
Nach viel Telefoniererei und einigen Besichtigungen haben wir dann im April bei Laske den Auftrag für eine Wohnkabine unterschrieben. Der positive Testbericht im Explorer Magazin, das ausfahrbare Hubdach, die Qualität des Innenausbaus sowie die Optik haben uns dabei absolut überzeugt.
Und die Zeit bis zur Fertigstellung? Die haben wir dann wieder in Spanien verbracht. Diesmal allerdings ohne Dachzelt.
2024 - Neues Setup & neue Reisepläne
Der Hilux steht fertig vor der Tür und die Reisepläne für den Kaukasus stehen ebenfalls fest. Doch da macht uns unser Hunde einen Strich durch die Rechnung ...